Was ist Borderline?

 Entstehung des Begriffs Borderline

1938 beschrieb der US-amerikanische Psychoanalytiker Adolf Stern einige Symptome, die heute zur Diagnose der sogenannten Borderline-Persönlichkeitsstörung führen. Stern sprach von „the border line group“ und wollte im psychoanalytischen Verständnis einen Übergangsbereich zwischen neurotischen und psychotischen Zuständen beschreiben, da er aus beiden Bereichen Symptome identifizierte.
Im Jahr 1980 wurden die ursprünglich von Stern beschriebene Symptome in das Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen (DSM-III aufgenommen und mit Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS)) beschrieben.
Die korrekte Bezeichnung des Krankheitsbildes „Borderline“ lautet heute:
F60.31 Emotional instabile Persönlichkeitsstörung: Borderline-Typ
Mit voranschreitender Forschung auf dem Gebiet der Persönlichkeitstörungen wurde erkannt, dass die Störung in ihrer Gesamtheit zu sehen und zu beurteilen ist. Im wissenschaftlichen Sinne hat der Begriff „Borderline“ nichts mehr mit den Erkenntnissen von Stern zu tun. Heute gilt die BPS als eigenständiges Krankheitsbild, gilt als ist besser diagnostizier- und behandelbar und der Begriff „Borderline“ hat seine damalige Bedeutung verloren, wird aber trotzdem weiter verwendet.
Auf den Seiten der Borderline Hilfe Hannover verwenden wir die Bezeichnung „emotional instabile Persönlichkeitsstörung“, weil wir der Meinung sind, dass die Krankheit damit treffend beschrieben ist.
Um die diagnostische Vorrausetzung der Diagnose einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung zu erfüllen, müssen mindestens fünf der typischen neun Hauptmerkmale der BPS nach DSM erfüllt werden. Siehe Diagnose
Unabhängig von den diagnostisch relevanten Symptomen können weitere Symptome auftreten, die insbesondere auf den zwischenmenschlichen Kontakt, das Sozialverhalten und die Lebensqualität direkten Einfluss haben.
Depressionen
Suchtverhalten
Derealisation (Realitätsverlust)
Depersonalisation (Verlust des Persönlichkeitsgefühls)
Ängste
Histronische Persönlichkeitsmerkmale (egozentrisches und theatralisches Verhalten)
Schwarz-Weiss-Denken
Zwänge und Rituale
Psychosomatische Symptome
Empfindungsstörungen
Essstörungen
Kontaktarmut
Borderliner weisen in folgenden Lebensbereichen erhebliche Probleme auf:
1. Störungen der Emotionsregulation:

Stimmungsschwankungen
Schwierigkeiten, Gefühle zu steuern
2. Störungen des Denkens:

Dissoziationen (Verzerrung von Zeit-, Raum- und Körperwahrnehmung)
Flashbacks (Wiedererleben von traumatischen Erinnerungen)
Pseudohalluzinationen (Illusionen, die als Täuschung erkannt werden)
Paranoides Denken (Gefühl, verfolgt zu werden)
Negative Grundannahmen (schlechte Meinung von sich selbst haben)
3. Störungen der Identität:

Gefühle von Unsicherheit, Fremdheit und Ekel im Umgang mit sich selbst und dem eigenen Körper
Das Gefühl, „anders“ zu sein, als alle anderen
Unsicherheit bezüglich Zukunftszielen, der eigenen Meinung, wichtiger Entscheidungen und Alltagsentscheidungen.
4. Störungen im zwischenmenschlichen Bereich:

Intensive und instabile Beziehungen
Ein Wechsel zwischen Idealisierung und Abwertung
Schwierigkeiten, allein zu sein
Angst davor, verlassen zu werden und Angst vor Nähe
5. Störungen auf der Verhaltensebene:

Impulsive und potentiell selbstschädigende Verhaltensweisen
Hochrisikoverhalten

Die gesicherte Diagnose einer Persönlichkeitsstörung, sowie aller sonstigen psychischen Störungen, können nur Fachärzte oder Therapeuten stellenPsychiatrische Diagnosen können nicht eben mal gestellt werden. Dafür sind zuverlässige Tests und spezifische diagnostische Kriterien notwendig.

Thomas Voiß
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